Badewannenlift: Das müssen Sie wissen

von Christina Horst
27.04.2020 (aktualisiert: 06.01.2022)
Das Wichtigste in Kürze:
  • Badewannenlifte sind bereits ab etwa 200 Euro erhältlich. Je nach System und Funktionsumfang können sie aber auch bis zu 2.000 Euro kosten.
  • Am häufigsten verkauft werden Badewannenlifte in Stuhlform: Sie lassen sich in jeder normalen Wanne ohne Werkzeug montieren und sind in einfacher Ausführung besonders günstig zu haben.
  • Die Kranken­kasse übernimmt die Kosten für den Wannenlift, wenn er vom Arzt als Hilfsmittel verordnet wurde – allerdings zahlt sie ausschließlich für Stuhlliftsysteme.
  • Es besteht die Möglichkeit, für den Badelift eine Förderung für Wohnraum­anpassung bei der Pflege­kasse zu beantragen.

Jeder weiß: Ein heißes Bad ist wohltuend und entspannend. Doch für Menschen mit eingeschränkter Mobilität ist der Einstieg in die Badewanne beschwerlich – und potenziell gefährlich, denn wer geschwächt ist, verliert bei dem Manöver schnell das Gleichgewicht oder rutscht aus. Ein Badewannenlift kann die Lösung sein: Er ermöglicht einen sicheren und bequemen Ein- und Ausstieg, ohne auf Hilfe durch einen Angehörigen oder eine Pflege­kraft angewiesen zu sein. Hier erfahren Sie mehr über die unterschiedlichen Ausführungen, die Kosten sowie mögliche Zuschüsse und Förderungen.

Badelifter: Diese Modelle gibt es

Einstiegshilfen für die Badewanne gibt es in unterschiedlichen Ausführungen. Sie alle haben das Ziel, Personen mit eingeschränkter Mobilität das selbstständige Baden zu ermöglichen bzw. pflegende Angehörige oder den ambulanten Pflege­dienst bei der häuslichen Pflege zu entlasten. Sie leisten einen Beitrag zur Sturzprophylaxe und können helfen, gefährliche Verletzungen wie einen Oberschenkel­hals­bruch zu verhindern. Welcher Wannenlifter in Frage kommt, hängt vor allem von den baulichen Voraussetzungen ab, also vom Badezimmer und speziell von der Wanne selbst. Bei der Entscheidung spielen darüber hinaus das Budget sowie individuelle Bedürfnisse und Vorlieben eine Rolle: Während der eine seinen Badelift bei Nichtbenutzung platzsparend verstauen oder ihn sogar auf Reisen mitnehmen möchte, braucht der andere eine fest installierte Lösung, die bei starker Pflege­bedürftigkeit die aufwändigere Hygiene unterstützt.

Badewannenlift in Stuhlform

Stuhlliftsysteme kommen in zahlreichen Haushalten zum Einsatz, denn sie sind selbst ohne handwerkliches Geschick im Nu montiert und für jede normale Badewanne geeignet. Der Stuhl mit Rückenlehne, dessen Sitzfläche sich ähnlich einer Hebebühne absenken und hochfahren lässt, wird in die Badewanne gestellt und – meist mithilfe einer Bodenplatte mit Saugnäpfen – befestigt. Dabei sollte die Sitzfläche mit dem Badewannenrand abschließen: So kann sich der Nutzer problemlos auf den Stuhl setzen. Je nach Modell lässt sich der Sitz anschließend per Handkurbel oder mithilfe eines schwimmfähigen Bedienelements bzw. einer wasserfesten Fernbedienung elektronisch herunterfahren. Einige Wannenlifter in Stuhlform bieten die Möglichkeit, auch die Neigung der Rückenlehne einzustellen. So lässt sich auf Wunsch eine komfortable Liegeposition einnehmen. Für einen sicheren Ausstieg wird der Sitz einfach in die Ursprungsposition zurückgefahren. Insbesondere für die Pflege ist es praktisch, wenn die Sitzfläche über eine Hygieneaussparung verfügt – sie erleichtert das Waschen des Intimbereichs.

  • einfache An- und Abmontage ohne bauliche Veränderungen
  • für jede Standardbadewanne geeignet
  • geschwächte Personen können Stuhllifter mit Handkurbel meist nicht selbstständig bedienen
  • preisgünstigste Variante
  • unter bestimmten Voraussetzungen Kostenübernahme durch die Kranken­kasse

Gut zu wissen: Die Kranken­kasse übernimmt ausschließlich Stuhlliftsysteme – alle anderen Arten von Badeliften müssen Betroffene selbst bezahlen. Welche weiteren Voraussetzungen für eine Kostenübernahme erfüllt sein müssen und welche weiteren Finanzierungsmöglichkeiten es gibt, erfahren Sie im Abschnitt „Was kostet ein Badewannenlift?“.

Badewannenlift mit Drehscheibe

Passende Badewanne für Badewannenlift in Stuhlform
Die baulichen Voraussetzungen des Badezimmers entscheiden darüber, welcher Badewannenlift sich montieren lässt. Ein Stuhlliftsystem kann in jeder normalen Badewanne installiert werden.

Ein Wannenlifter mit Drehsitz ist eine Variante des Lifters in Stuhlform: Die Sitzfläche ist eine Scheibe, die sich über den Badewannenrand hinaus drehen lässt. So kann der Nutzer noch einfacher darauf Platz nehmen. Gleichzeitig ist diese Lösung günstiger, platzsparender und unkomplizierter als der Einbau eines schwenkbaren Wannenlifters. Die Benutzung erfolgt abgesehen von der Verwendung der Drehvorrichtung wie beim Wannenlift in Stuhlform: Sobald er in die richtige Position gebracht ist, wird der Sitz heruntergefahren. Ein Drehteller oder eine sogenannte Übersetzklappe lässt sich an manchen herkömmlichen Badewannenliften in Stuhlform nachrüsten.

  • Einfacherer Ein- und Ausstieg als beim gewöhnlichen Badewannensitz
  • Leicht montierbare, günstige und platzsparende Alternative zum Wannenlifter mit Schwenkarm

Badewannenlift mit Schwenkarm

Schwenkbare Wannenlifter verfügen über ein Sitzgestell, das auf einem Schwenkarm montiert ist. Der schwenkbare Arm wiederum lässt sich auf unterschiedliche Weise im Badezimmer installieren: Je nach Ausführung ist zum Beispiel eine Montage an der Wand oder an einer Stange zwischen Fußboden und Decke möglich. Es gibt auch mobile schwenkbare Wannenlifter, die mithilfe von Rollen in die richtige Position gebracht und nach Benutzung wieder beiseitegeschoben werden können. Das Übersetzen von einem Rollstuhl auf die Sitzfläche gelingt beim Lifter mit Schwenkarm besonders einfach. Um in die Badewanne einzusteigen, nimmt der Benutzer auf der Sitzfläche Platz, hebt sie mithilfe einer Fernbedienung etwas an und fährt den Schwenkarm über den Badewannenrand. Anschließend senkt er den Sitz bis auf die gewünschte Tiefe ab. Nach dem Bad geht es in der umgekehrten Reihenfolge wieder aus der Wanne heraus.

  • sehr einfacher Ein- und Ausstieg
  • ermöglicht auch Rollstuhlfahrern das Baden ohne Hilfsperson
  • nicht für kleine Badezimmer geeignet
  • bei fest montierten Modellen bauliche Veränderungen notwendig
  • kostspieliger als in der Badewanne befestigte Sitze

Luftgefülltes Badekissen

Ein Badewannenlift, auf dem der Nutzer besonders bequem sitzt und der sich noch dazu platzsparend lagern und sogar auf Reisen mitnehmen lässt, ist das luftgefüllte Badekissen. Ebenso wie ein Badelift in Stuhlform wird das Kissen in der Wanne platziert und mit Saugnäpfen rutschsicher befestigt. Ein per Fernbedienung steuerbarer Kompressor pumpt Luft in den aufblasbaren Badewannenlift, bis die Sitzhöhe mit dem Wannenrand übereinstimmt. Der Nutzer nimmt Platz und lässt anschließend so viel Luft heraus, dass das Badekissen auf die gewünschte Höhe zusammensinkt. Das Sitzen auf dem luftgefüllten Kissen empfinden viele im Vergleich mit einer Kunststoffsitzfläche als bequemer. In der Regel verfügen diese Modelle über eine ebenfalls aufblasbare Rückenlehne.

  • keine Montage erforderlich
  • Nutzer sitzt auf dem weichen Kissen angenehmer als auf einem Kunststoffstuhl
  • bei Nichtgebrauch lässt sich das Badekissen platzsparend verstauen
  • reisetauglich durch kleines Packmaß und geringes Gewicht
  • teurer als einfache Sitzsysteme

Tuchlift (Bandlift, Gurtlift)

Das Prinzip des Tuchlifts ist simpel: Über die Badewanne wird ein breiter, fester Gurt so straff gespannt, dass er eine stabile Sitzfläche bildet. Auf der einen Seite wird er am Wannenrand oder am Boden befestigt, auf der anderen Seite befindet sich eine elektronisch steuerbare Rolle, die ihn je nach Wunsch auf- oder abrollt. Meist ist die Rolle fest an der Wand montiert, es gibt aber auch Tuchlifter, die sich ohne Bohrung befestigen lassen. Sobald der Nutzer auf dem gespannten Band Platz genommen hat, wird es mithilfe der Steuereinheit bzw. Fernbedienung kontrolliert abgerollt, bis die gewünschte Sitzhöhe erreicht ist. Um auszusteigen, genügt ebenfalls ein Knopfdruck: Das Band wird aufgerollt und spannt sich, bis es sich auf Höhe des Badewannenrandes befindet. Ist der Lift gerade nicht in Benutzung, kann es einfach vollständig aufgerollt werden. Damit ist der Tuch- bzw. Band- oder Gurtlift eine besonders platzsparende und optisch dezente Lösung, die allerdings ihren Preis hat – von den hier vorgestellten ist sie die teuerste. Zu beachten ist auch, dass der Nutzer während des Auf- und Abrollens des Tuches nicht so stabil sitzt wie auf einer Stuhlsitzfläche.

  • optisch dezent und platzsparend
  • mobile Lösung ohne bauliche Veränderung an- und abmontierbar
  • fester Einbau aufwändig und nur unter bestimmten Voraussetzungen möglich
  • teuerste Lösung
  • Nutzer sitzt weniger sicher als auf Stuhl mit Rückenlehne

Tipp: Ein Badewannenlift sorgt für mehr Sicherheit – passieren kann allerdings immer etwas. Ein im Gerät integrierter Notrufknopf ist sinnvoll, damit Betroffene schnell Hilfe rufen können.

Was kostet ein Badewannenlift?

Ältere Dame in weißem Bademantel sitzt auf Badewannenrand
Ein Badewannenlift sorgt für mehr Sicherheit und Komfort im Badezimmer. Für den pflegegerechten Umbau des Badezimmers sind Zuschüsse der Pflege­kasse und vergünstigte Kredite möglich.

Bei den günstigsten Liftern ab ca. 200 Euro handelt es sich meist um Badewannenlifte in Stuhlform; bei den teuersten bis ca. 2.000 Euro in der Regel um Tuchlifte. Allerdings kann ein aufwändiges Stuhlliftsystem auch weitaus teurer sein, ein einfacher Tuchlift günstiger: Der Preis hängt vom Funktionsumfang des einzelnen Modells ab. Auch der Montageaufwand beeinflusst die Kosten. Je aufwändiger der Einbau, desto teurer wird es, denn dann müssen meist Profis ran. Bei einer Mietwohnung müssen Sie ggf. zusätzlich den Rückbau beim Auszug einkalkulieren.

Wichtig: Bei der Anschaffung eines Badewannenliftes sollten Sie keinesfalls am falschen Ende sparen. Der Lifter soll vor allem die Sicherheit erhöhen – diese sollte also das wichtigste Kaufkriterium sein. Eine durchdachte Konstruktion bedeutet zudem, dass der Nutzer weniger auf Hilfe durch Angehörige bzw. Pflege­nde angewiesen ist und so mehr Intimsphäre genießen kann. Vom Gebrauchtkauf ist eher abzuraten: Benutzte Liftsysteme können Mängel aufweisen, die Sicherheit, Komfort und Hygiene beeinträchtigen. Außerdem entfällt die Garantie des Herstellers – ist der Badelifter defekt, bleibt der Käufer auf den Kosten sitzen. Unter bestimmten Umständen kann es sinnvoll sein, einen Badewannenlift zu mieten – so etwa bei einer vorübergehenden körperlichen Beeinträchtigung durch eine Operation oder Ähnliches. Achten Sie in diesem Fall darauf, dass der Anbieter eine gründliche Reinigung und Desinfektion der Geräte durchführt.

Bei der Finanzierung eines neuen Badewannenliftes erhalten Betroffene eventuell Unterstützung: Eine Kostenübernahme durch die Kranken­kasse oder ein Zuschuss der Pflege­kasse sind in bestimmten Fällen möglich. Außerdem gibt es vergünstigte Kredite für eine barrierefreie Gestaltung des Badezimmers.

Was zahlt die Kranken­kasse für einen Badewannenlift?

Die gesetzliche Kranken­kasse übernimmt die Kosten für einen Badewannenlifter, wenn er ärztlich verordnet wurde und im Hilfsmittel­verzeichnis steht. Dieses ist online beim Spitzenverband der gesetzlichen Kranken­kassen (GKV) einsehbar. Die Produktliste des GKV umfasst ausschließlich Stuhlliftsysteme – alle anderen Badelifter müssen also selbst bezahlt werden. Für ein ärztlich verordnetes, von den Kranken­kassen als Hilfsmittel zugelassenes Modell zahlen Patienten nur 10 Euro Rezeptgebühr. Auch für weitere Hilfsmittel ist eine Kostenübernahme möglich, wenn der Arzt sie gesondert verschreibt, beispielsweise Haltegriffe. Den Anspruch auf die Finanzierung kann die Kranken­kasse im Zweifelsfall durch den Medizinischen Dienst (MDK) überprüfen lassen.

Zuschüsse der Pflege­kasse zum Badewannenlift

Bei anerkannter Pflege­bedürftigkeit (Pflege­grad 1 bis 5) ist ein Zuschuss der Pflege­kasse für „wohnumfeldverbessernde Maßnahmen“ möglich. Dieser beträgt max. 4.000 Euro (bzw. max. 16.000 Euro, wenn mehrere pflegebedürftige Personen zusammenwohnen). Gewährt wird der Zuschuss unter anderem für den pflegegerechten Umbau des Badezimmers. Verändert sich die Pflege­situation so stark, dass eine erneute Wohnraum­anpassung erforderlich ist, kann der Zuschuss ein zweites Mal gewährt werden.

Info: Die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) vergibt vergünstigte Kredite für notwendige Wohnraum­anpassungen. Eine der Maßnahmen, die am häufigsten so finanziert werden, ist der Umbau zum barrierefreien Bad.

Badewannenlifter kaufen: Das ist zu beachten

  • Lassen Sie sich den Lifter wenn möglich vom Arzt verordnen – nur dann haben Sie Anspruch auf Kostenübernahme durch die Kranken­kasse.
  • Prüfen Sie vor dem Kauf die baulichen Gegebenheiten und überlegen Sie, welche Wannenlifte für Ihr Badezimmer in Frage kommen. Achtung: Die Kranken­kasse zahlt nur Modelle, die im GKV Hilfsmittel­verzeichnis stehen.
  • Messen Sie Ihre Badewanne aus – entscheidend ist, dass die Sitzfläche des Lifts mit dem Wannenrand abschließt.
  • Achten Sie darauf, dass der Badelifter das Körpergewicht des Nutzers tragen kann. Üblich ist eine Belastbarkeit bis 150 Kilogramm, es gibt aber auch noch tragstärkere Modelle.
  • Als Medizinprodukt muss ein Wannenlift eine CE-Kennzeichnung haben – achten Sie beim Kauf auf den entsprechenden Vermerk.
  • Bei Baumaßnahmen in einer Mietwohnung muss der Vermieter zustimmen. Bei Zustimmung darf er sich absichern, indem er im Mietvertrag den Rückbau des Badewannenlifters nach Auszug und eine zusätzliche Kaution in entsprechender Höhe verlangt. In einigen Fällen lassen sich Vermieter sogar überzeugen, die Kosten für den Badewannenlift (teilweise) zu übernehmen, weil die Wohnung durch den Einbau aufgewertet wird.
  • Anlaufstellen für Fragen rund um den Badelift sind Wohnberatungsstellen, das Wohnungsamt, Wohlfahrtsverbände und ambulante Pflege­dienste.

Übrigens Bei eher geringfügigen körperlichen Einschränkungen können auch Kunststoff-Auflagebretter für die Wanne oder Badewannensitze zum Einhängen eine gute Lösung sein. In der Dusche kann ein Duschhocker hilfreich sein.

Quellen

Christina Horst

Christina Horst war bis Januar 2021 Content Managerin bei Afilio und schrieb vor allem über Vorsorge­themen wie die Patienten­verfügung und die Vorsorge­vollmacht. Zuvor war sie als Online-Redakteurin und Lektorin in Unternehmen und Agenturen sowie als freie Journalistin tätig.

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