Gehhilfen: Hilfsmittel für mehr Mobilität im Alltag

von Jennifer Günther
16.01.2020 (aktualisiert: 28.09.2021)
Das Wichtigste in Kürze:
  • Mit Gehhilfen können sich Menschen trotz körperlicher Einschränkung weiterhin im Alltag fortbewegen.
  • Je nach Schwere der körperlichen Beschwerden gibt es verschiedene Gehhilfen: Während Gehstöcke den Gleichgewichtssinn unterstützen, können Personen mit einem Gehbock sogar wieder das Laufen erlernen.
  • Vor der Anschaffung sollten sich Interessierte bei der eigenen Kranken­kasse nach finanzieller Unterstützung erkundigen.

Gehhilfen geben mobil eingeschränkten Menschen die Möglichkeit, weiterhin am gesellschaftlichen Leben teilzunehmen und sich im Alltag selbstständig zu bewegen. Sie sind also ein wichtiges Zubehör in der Pflege. Je nach körperlicher Einschränkung und Ursache gibt es verschiedene Gehilfen, die zum Einsatz kommen können.

Vor allem ältere Menschen brauchen Unterstützung bei der Fortbewegung. Denn sie werden mit der Zeit schwächer und verlieren Muskelmasse, die sie brauchen, um sich sicher auf den eigenen Beinen fortzubewegen.

Neben normalen Alterserscheinungen können aber auch Unfälle, Krankheiten oder Operationen dazu führen, dass Menschen körperlich eingeschränkt sind und Hilfsmittel benötigen.

Fragen Sie Ihre Kranken­kasse nach Zuschüssen für Gehhilfen

Mit der passenden Gehhilfe können sich Senioren und Menschen mit körperlichen Beschwerden im Alltag selbstständig bewegen. Gehhilfen fördern nicht nur die Beweglichkeit, sondern unterstützen so auch die Psyche. Sie helfen Betroffenen dabei, weiterhin an gesellschaftlichen Aktivitäten teilzunehmen, sich selbst zu versorgen oder Freunde und Familie zu treffen. Dadurch können schwerwiegende Folgen wie Depression bzw. Altersdepression und Einsamkeit im Alter vermieden werden.

Grundsätzlich gibt es einfache Gehilfen wie Stöcke, aber auch elektrisch betriebene Mobilitätshilfen, zu denen beispielsweise Elektromobile und Elektroscooter gehören. Letztere richten sich vor allem an diejenigen, die bei der Fortbewegung dauerhaft eingeschränkt sind. Doch Technik kostet und muss regelmäßig gewartet und kontrolliert werden – diese dauerhafte finanzielle Belastung sollten Betroffene vorab bedenken.

Bevor sich Menschen mit körperlichen Einschränkungen also eine Gehhilfe zulegen, sollten sie sich ausführlich informieren. Eine Auflistung der Hilfsmittel, die von den gesetzlichen Kranken­kassen be­zuschusst werden, bietet das sog. Hilfsmittel­verzeichnis. Dieses umfasst beispielsweise Inkontinenz­material bei Inkontinenz, Bandagen oder einen Hausnotruf, aber auch Hörgeräte sowie Mobilitäts- und Gehhilfen. Wer hingegen privat versichert ist, hat je nach Versicherungstarif Zugang zum offenen Hilfsmittelkatalog, der mehr Produkte enthält.

In der Regel benötigen Betroffene ein entsprechendes Rezept vom Arzt, um finanzielle Unterstützung der Kranken­kasse bei der Anschaffung einer Gehhilfe zu erhalten. Manche Kranken­kassen arbeiten auch nur mit bestimmten Anbietern zusammen – das sind also alles offene Fragen, die vorab geklärt werden sollten.

Gehilfen im Überblick

Das sind die wichtigsten Gehhilfen:

  • Gehstock
  • Krücken
  • Gehbock
  • Rollator
  • Rollstuhl
  • Elektromobil

Streng genommen gehören Rollstühle und Elektromobile nicht zu den Gehhilfen, sondern zu den Mobilitätshilfen. Ob es für deren Anschaffung auch Zuschüsse gibt, sollten Interessierte direkt bei der Kranken­kasse erfragen.

Gehstock

gehstock auswahl

Ein Gehstock ist eine nützliche und günstige Hilfe für diejenigen, die sicher auf den Beinen sind, jedoch Unterstützung brauchen, um ihr Gleichgewicht zu halten. Zusätzlich entlastet das Laufen mit einem Stock auch Gelenke, was für Menschen, die unter rheumatischen Erkrankungen leiden von Vorteil ist.

Einen Stock als Gehilfe gibt es in verschiedenen Ausführungen und Materialien. Bevor Sie sich für ein Modell entscheiden, überlegen Sie in Ruhe, für welche Situationen Sie es benötigen. So gibt es beispielsweise Modelle mit Spitze, die Sicherheit auf weichen Böden bieten, Stöcke aus Holz und solche, die höhenverstellbar und faltbar sind – diese lassen sich einfach in der Tasche verstauen.

Sicherheit und Standfestigkeit verspricht der sog. Drei-Punkt-Gehstock. Dieser hat dem Namen entsprechend drei Punkte, die den Boden berühren. Diese Variante gilt als besonders kippsicher und belastbar.

Auch wenn ein Gehstock mit einfacher Handhabung punktet: Bei ständiger Benutzung kann er Koordination und Gleichgewichtssinn des Benutzers schwächen. Um das auszugleichen, eignen sich kleine Gymnastikübungen für zu Hause, die sogar im Sitzen durchgeführt werden können.

Krücke

krücken auswahl
Shutterstock/Nikolayev Alexey

Krücken kommen in der Regel nach Verletzungen und Operationen an den Beinen zum Einsatz. So sollte die Belastung nach einer Knie-OP oder Hüft-OP nur langsam gesteigert werden, damit die Wundheilung nicht gestört wird. Mit einer Krücke können Betroffene das entsprechende Bein entlasten, ohne vollends auf Mobilität verzichten zu müssen.

Anders als normale Krücken entlastet die Achselstütze Handgelenke und Ellbogen, da sie die Auflage nicht am Unterarm hat, sondern unter der Achsel. Unabhängig von der Art der Gehstütze verändert sie allerdings auf Dauer das Gangbild und beansprucht die Muskulatur durch eine einseitige Belastung des Körpers.

Gehbock

gehbock gehgestell
Shutterstock/Nerthuz

Im Gegensatz zu Gehstöcken und Krücken ist der Gehbock deutlich stabiler, denn er steht mit vier Beinen fest auf dem Boden und ist dadurch rutsch- und standfest. Er eignet sich nicht nur für ältere Menschen, die wacklig auf den Beinen sind, sondern vor allem für solche, die das Gehen etwa nach einem Schlaganfall neu erlernen müssen.

Betroffene können sich an Gehgestellen gut festhalten und sich Schritt für Schritt nach vorne bewegen. Manche Varianten haben sogar Räder, sodass die Fortbewegung noch leichter fällt.

Ein klarer Nachteil ist jedoch, dass solche Gehhilfen sehr sperrig sind. Durch ihr leichtes Material können sie zwar gut hochgehoben werden, doch damit auch Stufen oder Plattformen zu überwinden, gestaltet sich als schwierig.

Rollator

rollator
Shutterstock/siraphat

Legen immobile Menschen Wert auf eine stabile Gehhilfe, die gleichzeitig auch außerhalb der eigenen Wohnung praktikabel ist, empfiehlt sich ein Rollator bzw. Gehwagen. Dieser ist nicht nur standfest und hat Räder, sondern auch eine Sitzfläche und Verstaumöglichkeiten. Er eignet sich also ideal für Einkäufe und Besorgungen.

Rollstuhl

Rollstuhl
Shutterstock/xiaorui

Auch wenn der Rollstuhl genau genommen keine Gehhilfe ist, hat er doch viele Vorzüge für Menschen, die dauerhaft nicht mehr selbstständig gehen können. Deshalb sollte seine Anschaffung in Betracht gezogen werden, auch wenn die Kosten vergleichsweise höher ausfallen.

Für viele ist er ein ideales Fortbewegungsmittel, denn er ist sicher und stabil und kann sowohl im als auch außerhalb des Hauses verwendet werden. Um Druckstellen und -geschwüre zu vermeiden, sollte er allerdings immer individuell angepasst werden. Hinzukommt, dass viele Modelle klappbar sind, sodass sie platzsparend im Auto verstaut werden können.

Gegen einen Rollstuhl spricht, dass er nur bedingt für lange Strecken geeignet ist. Schließlich muss der Fahrer das Gefährt mit Muskelkraft aus den Armen antreiben und das kann vor allem bei unebenen Böden schnell anstrengend werden.

Auch Barrierefreiheit ist in Deutschland nach wie vor ein großes Thema. Nicht jeder Ort ist für Rollstuhlfahrer zugänglich und auch die eigene Wohnung sollte barrierefrei sein. Dazu gehören Maßnahmen wie ein Treppenlift oder barrierefreies Bad, damit sie sich in der eigenen Wohnung frei bewegen können.

Elektromobil und Elektroscooter

elektromobil
Shutterstock/CoolPhotoGirl

Ebenfalls zu den Mobilitätshilfen gehören Elektromobil und Elektroscooter. Je nach Größe und Ausstattung kosten solche Modelle zwischen 1.000 und 2.000 Euro, können aber auch gemietet werden.

Per Gesetz dürfen Elektromobile in Deutschland mit Schrittgeschwindigkeit auf dem Gehweg fahren, sodass sich Menschen trotz körperlichen Einschränkungen gut und sicher fortbewegen können. Die Mobilitätshilfen haben eine Beleuchtung und können teilweise sogar zerlegt und mit dem Auto mitgenommen werden.

Interessenten sollten sich allerdings vorab bei der eigenen Kranken­kasse erkundigen, da nicht jede die Kosten für solch ein Gerät übernimmt. Neben den Kosten für die Anschaffung muss ein Elektromobil auch regelmäßig kontrolliert und gewartet werden – all das ist eine finanzielle Belastung.

Quellen

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