Haftpflicht­versicherung: Warum Sie sie dringend brauchen

von Christina Horst
17.07.2020 (aktualisiert: 09.02.2021)
Das Wichtigste in Kürze:
  • Haftpflicht­versicherungen schützen vor Schadenersatzansprüchen Dritter im privaten und beruflichen Bereich. Viele sind freiwillig (z. B. die Privathaftpflicht), manche gesetzlich vorgeschrieben (z. B. die Kfz-Haftpflicht für Fahrzeughalter und bestimmte Berufshaftpflicht­versicherungen).
  • Eine private Haftpflicht­versicherung ist für jeden unverzichtbar: Sie zahlt bei Personen-, Sach- und Vermögensschäden, die durch Verschulden des Versicherten entstehen. Unbegründete Ansprüche wehrt die Haftpflicht­versicherung ab. Sollte es daraufhin zu einer Klage kommen, profitiert der Versicherungsnehmer von einem integrierten Rechtsschutz.
  • Eine gute private Haftpflicht­versicherung mit einer pauschalen Deckungssumme von 50 Millionen Euro ist bereits für ca. 50 bis 100 Euro im Jahr zu haben.

Ein Missgeschick passiert jedem einmal. Handelt es sich um einen Rotweinfleck auf dem Kleid einer Bekannten, ist es meist halb so wild – die Reinigung können Sie notfalls aus eigener Tasche bezahlen. Fällt Ihnen das neue Smartphone eines Bekannten herunter und es werden einige Hundert Euro für ein neues Gerät fällig, ist das schon mehr als ärgerlich. Richtig dramatisch wird es allerdings, wenn durch Ihre Unachtsamkeit oder Fahrlässigkeit Personen zu Schaden kommen: Sie müssen die Kosten für die medizinische Behandlung tragen, eventuell sogar Schmerzensgeld bezahlen und einen Verdienstausfall ausgleichen. Schwere Unfälle verursachen nicht selten ein Leben lang Folgekosten aufgrund von Behinderung oder Pflege­bedürftigkeit. So sind Sie im schlimmsten Fall mit Schadenersatzforderungen in Höhe von mehreren Tausend oder gar Millionen Euro konfrontiert, für die Sie nach deutschem Recht in unbegrenzter Höhe haften. In so einem Fall steht Ihre Existenz auf dem Spiel. Doch es gibt eine Versicherung, die Sie vor solchen Ansprüchen Dritter schützt und noch dazu sehr günstig ist: Eine private Haftpflicht­versicherung sollte wirklich jeder haben.

Was deckt eine private Haftpflicht­versicherung ab?

Eine private Haftpflicht­versicherung ist ein unverzichtbarer Schutz gegen Schadenersatzansprüche von Dritten. Sie übernimmt die Kosten für Personen-, Sach- und Vermögensschäden, die der Versicherte zu verantworten hat – vorausgesetzt, er hat sie nicht absichtlich herbeigeführt und die Ansprüche des Dritten sind rechtskräftig. Befindet der Versicherer die Ansprüche des Dritten für unbegründet, wehrt er sie ab. Verklagt der Geschädigte daraufhin den Versicherten, zahlt die Privathaftpflicht die Anwalts-, Gutachter- und Gerichtskosten. Eine Rechtsschutz­versicherung ist in diesem Fall also nicht notwendig, sie kann aber in anderen Situationen nützlich sein.

Die Leistungen der Haftpflicht­versicherung im Detail:

  • Bei Personenschäden zahlt die Haftpflicht­versicherung die Kosten für die medizinische Behandlung und ein Schmerzensgeld.
  • Bei Sachschäden bekommt der Eigentümer den Schaden ersetzt, egal ob es sich um eine geringfügige Beschädigung handelt oder das Eigentum komplett zerstört wurde.
  • Bei Vermögensschäden übernimmt ebenfalls die Haftpflicht­versicherung die Wiedergutmachung für Sie. Vermögensschäden können als Folge von Personen- oder Sachschäden entstehen, z. B. weil ein von Ihnen verschuldeter Unfall dazu führt, dass der Geschädigte seinen Beruf nicht mehr ausüben kann. Man spricht in solchen Fällen auch von unechten Vermögensschäden. Echte Vermögensschäden entstehen, ohne dass zuvor Personen oder deren Eigentum geschädigt werden: z. B. wenn es durch Ihr Verschulden zu einem Zwischenfall kommt, der einen wichtigen Vertragsabschluss verhindert, sodass dem Geschädigten Gewinn entgeht. Solche Situationen sind im privaten Bereich eher selten: Meistens entstehen echte Vermögensschäden im beruflichen Umfeld. Für diese Fälle gibt es spezielle Berufshaftpflicht­versicherungen.
Haftpflicht­versicherungen: Viele sind freiwillig, manche verpflichtend

Es gibt verschiedene Arten von Haftpflicht­versicherungen, die auf die Risiken bestimmter Lebensbereiche zugeschnitten sind. Anders als der Name vermuten lässt, handelt es sich bei den meisten Haftpflicht­versicherungen um freiwillige Versicherungen.

So verhält es sich etwa bei der bekanntesten Haftpflicht­versicherung: der Privathaftpflicht. Niemand muss sie abschließen, allerdings ist sie zur Absicherung existenzieller Risiken dringend zu empfehlen.

Bei der Kfz-Haftpflicht handelt es sich hingegen tatsächlich um eine gesetzlich vorgeschriebene Pflicht­versicherung für alle Fahrzeughalter – sie ist Voraussetzung für die Zulassung. Das liegt daran, dass der Gesetzgeber das Risiko für Personen-, Sach- und daraus resultierende Vermögensschäden im Straßenverkehr besonders hoch einschätzt.

Wer eine Drohne besitzt, braucht dafür ebenfalls eine Haftpflicht­versicherung – die Privathaftpflicht reicht aus, wenn die Drohne ausschließlich privat genutzt wird, bei gewerblicher Nutzung ist eine Drohnenhaftpflicht­versicherung notwendig.

Tierhalterhaftpflicht­versicherungen bezahlen Schäden, die das Haustier verursacht. Besonders wichtig ist die Absicherung für Pferdebesitzer und Hundehalter – eine Hundehalterhaftpflicht ist in einigen Bundesländern sogar Pflicht.

Eine spezielle Bauherrenhaftpflicht empfiehlt sich, wenn Sie ein Haus bauen: Die Schäden, die auf der Baustelle entstehen können, sind entweder gar nicht oder nicht ausreichend in der Privathaftpflicht abgedeckt.

Als Besitzer eines unbebauten Grundstücks, Mitglied einer Eigentümergemeinschaft oder Vermieter sollten Sie sich eine Haus- und Grundbesitzerhaftpflicht zulegen.

Betriebshaftpflicht­versicherungen bzw. Berufshaftpflicht­versicherungen sind für Gewerbetreibende und Freiberufler sinnvoll und in manchen Fällen sogar gesetzlich vorgeschrieben.

Darüber hinaus können freiwillige Haftpflicht­versicherungen für bestimmte Hobbys oder Aktivitäten sinnvoll sein.

Tipp: Wie bei allen Versicherungen sollten Sie Ihre Haftpflicht­versicherung(en) regelmäßig prüfen: Passt die Absicherung noch zu Ihrem individuellen Bedarf und sind die Versicherungssummen richtig gewählt?

Wie viel kostet eine private Haftpflicht­versicherung?

Haftpflicht­versicherungen sind trotz hoher Deckungssummen meist sehr günstig: Gute Policen sind bereits für etwa 50 bis 100 Euro pro Jahr zu haben und bieten eine umfangreiche Absicherung. Empfehlenswert ist eine pauschale Deckungssumme von 50 Millionen Euro plus mindestens 10 Millionen Euro pro geschädigter Person. Die Deckungssumme niedriger anzusetzen, ist nicht sinnvoll, denn die Prämie fällt dadurch kaum geringer aus – Sie riskieren lediglich, horrende Kosten aus eigener Tasche bezahlen zu müssen.

Die Familienhaftpflicht sorgt dafür, dass nicht jede Person im Haushalt eine eigene Police braucht: Leben Sie mit Ihrem Partner zusammen, können Sie ihn einfach mitversichern. Verfügt er bereits über eine Haftpflicht­versicherung, können Sie den jüngeren der beiden Verträge aufheben. Die eigenen Kinder sind in einer Familienhaftpflicht ebenfalls mitversichert.

Tipp: Sichern Sie sich auch für den Fall ab, dass Sie selbst einmal einen Unfall haben, durch den hohe Behandlungs- oder Pflege­kosten sowie eventuell ein Verdienstausfall entstehen. Die hierfür wichtigste Versicherung ist die Berufsunfähigkeits­versicherung. In unserem Ratgeber können Sie außerdem nachlesen, wann eine Unfall­versicherung sinnvoll ist.

Quellen

Christina Horst

Christina Horst war bis Januar 2021 Content Managerin bei Afilio und schrieb vor allem über Vorsorge­themen wie die Patienten­verfügung und die Vorsorge­vollmacht. Zuvor war sie als Online-Redakteurin und Lektorin in Unternehmen und Agenturen sowie als freie Journalistin tätig.

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