Alters­vorsorge: Das sollten Sie wissen

von Franziska Saß
23.07.2020 (aktualisiert: 16.02.2021)
Das Wichtigste in Kürze:
  • Um die finanzielle Alters­vorsorge sollten Sie sich so früh wie möglich kümmern, denn mit steigendem Alter steigen die monatlichen Kosten für die Vorsorge.
  • Gesetzliche Rente, Betriebsrente, private Vorsorge in Form von Versicherungen und Anlagen: Diese Elemente bilden die drei Säulen der Alters­vorsorge.
  • Die gesetzliche Absicherung allein ist in den meisten Fällen nicht ausreichend: Aus diesem Grund sollten auch Gutverdiener und Beamte früh über die Alters­vorsorge nachdenken.

Alters­vorsorge: So bereiten Sie sich finanziell auf das Alter vor

Unter dem Begriff Alters­vorsorge werden alle Maßnahmen zusammengefasst, die der finanziellen Absicherung im Alter dienen. Neben der gesetzlichen Rente oder der Beamtenversorgung, die die Basis der Alters­vorsorge bilden, gibt es auch weitere Möglichkeiten, für den Ruhestand vorzusorgen. Dazu gehören zum Beispiel die betriebliche Alters­vorsorge, private Lebens­versicherungen und Anlagen. Oftmals ist eine zusätzliche Alters­vorsorge nötig, denn die gesetzlichen Renten allein reichen oft nicht aus.

Die drei Säulen der Alters­vorsorge

Das deutsche Rentensystem funktioniert nach dem Modell der drei Säulen der Alters­vorsorge. Es beschreibt, welche Möglichkeiten jeder deutsche Bürger hat, um für seinen Lebensabend vorzusorgen – sowohl gesetzlich als auch privat.

Erste Säule: Die gesetzliche Rentenversorgung

Die erste Säule hat jeder deutsche Arbeitnehmer: die gesetzliche Vorsorge. Das kann die gesetzliche Rente der Deutschen Renten­versicherung oder die Rente einer berufsständischen Versorgungskasse sein. Alle Vorsorge­formen, die gesetzlich vorgeschrieben sind, gelten als Teile der ersten Säule. Auch die Beamtenversorgung und die Vorsorge­einrichtung der Landwirte zählen dazu.

Die erste Säule bildet lediglich die Grundversorgung. Gerade die gesetzliche Rente reicht in den meisten Fällen nicht aus, um den gewohnten Le­bens­stan­dard nach dem Berufsleben aufrecht zu erhalten. Während die Renten heute bei 48,21 Prozent des durchschnittlichen Bruttoeinkommens liegen, sagen Experten voraus, dass das Rentenniveau in den kommenden Jahren weiter sinken wird, da die Löhne stärker steigen als die Renten. Die Steigerung der Renten wird auf Grundlage der gesetzlich festgelegten Rentenanpassungsformel vorgenommen. Im Jahr 2020 sind die Renten um 3,45 Prozent im Osten und um 4,20 Prozent im Westen gestiegen.

Zweite Säule: Betriebliche Alters­vorsorge

Der Staat fördert eine weitere Vorsorge­möglichkeit für das Alter, die Bürger freiwillig in Anspruch nehmen können. Es handelt es sich um die betriebliche Alters­vorsorge, umgangssprachlich auch Betriebsrente genannt. Bei der betrieblichen Alters­vorsorge, kurz bAV, sparen Sie eine zusätzliche Rente über Ihren Arbeitgeber an. Dabei kann es sich um eine einfache Entgeltumwandlung handeln, bei der Sie einen Teil Ihres Bruttogehalts in eine Versicherung oder auch einen Fonds einzahlen. In einigen Fällen ist es aber auch der Arbeitgeber, der die betriebliche Alters­vorsorge für seine Mitarbeiter finanziert. In jedem Fall muss er Sie beim Ansparen der Rente unterstützen: Seit 2019 sind Arbeitgeber gesetzlich dazu verpflichtet, Sozialabgaben, die sie durch eine Entgeltumwandlung ihrer Mitarbeiter sparen, in die Betriebsrente der Mitarbeiter einzuzahlen.

Gut zu wissen: Die sogenannte Direkt­versicherung ist die häufigste Form der betrieblichen Alters­vorsorge. Jeder Arbeitgeber muss zumindest diese Art der bAV anbieten.

Junges Paar plant Altersvorsorge mit Berater
Wer sich frühzeitig um die Alters­vorsorge kümmert, muss monatlich weniger Geld weglegen, um im Alter eine staatliche zusätzliche Rente zu bekommen.

Dritte Säule: Private Vorsorge

Lebens- oder private Renten­versicherungen, die Riester- und die Rürup-Rente sowie Fondssparpläne bilden die dritte Säule der Alters­vorsorge. Sie werden komplett privat getragen und nicht staatlich gefördert. Wie die zweite Säule ist die dritte Säule nicht verpflichtend: Niemand muss eine entsprechende Versicherung abschließen oder in Anlagen einzahlen, wenn er es nicht möchte. Sinnvoll ist es dennoch, denn eine zusätzliche Absicherung verhilft zu mehr Geld und damit auch mehr Freiheit im Alter. Unbestritten ist hingegen, dass nicht jeder das Geld für die zusätzliche private Vorsorge aufbringen kann. Gerade wer kein dauerhaft sicheres Einkommen hat, sollte bei der privaten Vorsorge vorsichtig sein. Lebens- und Renten­versicherungen sowie Fondssparpläne müssen in der Regel mit einem hohen Geldbetrag gefüttert werden – entweder über einmalige oder regelmäßige Zahlungen. Wer sich das nicht leisten kann, sollte sich nach Möglichkeiten umsehen, wie er auch mit kleinen monatlichen Beiträgen eine hübsche Summe für den Ruhestand ansparen kann.

Weitere Möglichkeiten der Alters­vorsorge

Doch nicht nur die oben genannten Methoden sind für die Alters­vorsorge geeignet. Auch ein Wohnungs- oder Hauskauf kann eine Vorsorge­variante sein: Wer frühzeitig in eigenen Wohnraum investiert und einen Kredit bis zur Rente abbezahlt hat, kann im Alter fast kostenfrei wohnen und spart somit eine Menge Geld. Wer mehr auf der hohen Kante hat und sein Geld in eine weitere Immobilie investieren kann, hat ebenfalls eine Einnahmequelle für den Ruhestand: Durch Vermietung oder Verkauf erhalten Sie noch einmal einen finanziellen Schub für die Alters­vorsorge. Wer nur eine Haus Immobilie besitzt und diese selbst bewohnt, kann sie dennoch als Einnahmequelle nutzen. Das allerdings nicht etwa durch den einfachen Verkauf, sondern durch die sogenannte Leibrente. In diesem Fall verkaufen Sie das Haus für eine monatliche Rente und behalten ein lebenslanges Wohnrecht. Erst nach Ihrem Tod kann der Käufer die Immobilie für seine Zwecke nutzen.

Alters­vorsorge: Wie viel sparen?

Wie viel Kapital jemand benötigt, um seinen bisherigen Lebensstil auch in der Rente beibehalten zu können, hängt besonders von seinen laufenden Kosten ab. Wer eine hohe Miete zahlt, braucht also tendenziell mehr Geld zum Leben als jemand, der mietfrei im eigenen Haus oder der eigenen Wohnung wohnt. Um herauszufinden, wie viel Geld Sie ansparen müssen, sollten Sie zuerst einmal ermitteln, wie hoch Ihre monatlichen Fixkosten für Wohnen, Essen, Versicherungen und Unternehmungen sind. Im nächsten Schritt sollten Sie Ihren Rentenbescheid zur Hand nehmen und schauen, wie hoch Ihre gesetzliche Rente vermutlich einmal sein wird. Bedenken Sie dabei, dass auf dem Rentenbescheid die Bruttorente angegeben ist, von der noch Sozial­versicherungsbeiträge und Steuern abgehen. Aus der Differenz zwischen dem errechneten finanziellen Bedarf und der gesetzlichen Rente ergibt sich der monatliche Wert, den Sie durch die private Vorsorge ansparen müssen. Diesen müssen Sie jetzt auf die Dauer des Ruhestandes hochrechnen. Im Schnitt sind Menschen in Deutschland rund 20 Jahre in Rente.

Beispiel: Sie sind Arbeitnehmer und haben monatliche Fixkosten von 1.700 Euro. Ihr Rentenbescheid zeigt, dass sie ab dem 67. Lebensjahr rund 1.300 Euro Rente, abzüglich Steuern und Sozial­versicherung, bekommen. Nach heutigem Stand bekämen Sie nach Abzug der Steuern und Sozial­versicherungsbeiträge etwa 1.150 Euro Rente ausgezahlt. Die Differenz zwischen den beiden Werten beträgt 550 Euro. Das ist der Wert, den Sie mindestens im Monat aus der privaten Renten­versicherung und der Betriebsrente herausbekommen möchten. Hochgerechnet auf etwa 20 Jahre kommt hier eine Stange Geld zusammen: 132.000 Euro müssten Sie in diesem Fall ansparen.

Älteres Paar mit guter Altersvorsorge tanzt
Eine gute Alters­vorsorge ist ein Grund zur Freude: Wer richtig vorgesorgt hat, kann seinen Ruhestand genießen.

Alters­vorsorge für Beamte

Beamte bekommen statt der gesetzlichen Rente Geld aus der Beamtenversorgung. Auch hier ist die Auszahlung allerdings deutlich niedriger als die vorher bezogenen Gehälter – in der Regel sind es 35 Prozent, auf die Beamte im Ruhestand verzichten müssen. Diesen Teil können sie über private Renten­versicherungen oder auch Riesterverträge auffangen. Die betriebliche Altersversorgung können sie nicht wählen.

Alters­vorsorge für Selbstständige und Freiberufler

Für Selbstständige und Freiberufler gilt bisher keine Pflicht, für das Alter vorzusorgen. Sie können allerdings freiwillig in die gesetzliche Renten­versicherung einzahlen und sich so eine Rente sichern. Ebenfalls möglich ist der Aufbau von Kapital über eine private Renten­versicherung, Fonds und Co. Nur auf die betriebliche Alters­vorsorge müssen auch sie verzichten: Denn wer nicht für einen Betrieb arbeitet, kann auch keine betriebliche Altersversorgung wählen, um Kapital für das Alter aufzubauen.

Alters­vorsorge für den Pflege­fall?

Viele Menschen werden im Alter pflegebedürftig und sind dann auf professionelle Pflege oder die Hilfe ihrer Angehörigen angewiesen. Wer für den Fall der Pflege­bedürftigkeit vorsorgen möchte, sollte das nicht über die normale Alters­vorsorge tun. Stattdessen eignet sich eine Pflege­zusatz­versicherung deutlich besser für einen solchen Fall. Es macht allerdings Sinn, für beide Fälle vorzusorgen, da die Pflege­zusatz­versicherung nur zahlt, falls Sie pflegebedürftig werden. Das angesparte Geld aus der Alters­vorsorge bekommen Sie allerdings in jedem Fall.

Wo bekommen Sie Beratung?
Mit dem ersten Rentenbescheid kommt meist das böse Erwachen: Selbst Menschen, die heute gut verdienen, werden mit der gesetzlichen Rente nur schwer auskommen. Doch sich zwischen Betriebsrente, Rürup, Riester und Co. zu entscheiden, ist gar nicht so einfach. Wer Hilfe bei der Entscheidung braucht, kann einen Beratungstermin bei der Deutschen Renten­versicherung vereinbaren. Dort können Sie sich zu Ihrer individuellen Situation beraten lassen und die richtigen Vorsorge­wege finden. Nehmen Sie dazu einfach Kontakt zum Büro der Deutschen Renten­versicherung in Ihrer Nähe auf und vereinbaren Sie einen kostenlosen Termin. Noch einfacher geht’s nur mit Afilio: Ermitteln Sie jetzt Ihren Vorsorge­bedarf!

Quellen

Franziska Saß

Franziska Saß ist seit April 2020 Content Managerin bei Afilio. Die studierte Journalistin hat über mehrere Jahre frei für verschiedene Tageszeitungen geschrieben und war anschließend in verschiedenen Unternehmen im Content Management tätig. Bei Afilio schreibt sie vor allem Ratgeberartikel zu wichtigen Vorsorge­dokumenten, Versicherungen und Pflege.

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