Pflege bei Depression: Was Angehörige tun können

von Afilio
04.03.2024 (aktualisiert: 04.03.2024)

Eine Depression gehört zu den häufigsten Erkrankungen der Psyche im Alter. Sie kann der Grund für einen Pflege­gradantrag sein – oder aus Pflege­bedürftigkeit entstehen. Und nicht zu vergessen: Auch für pflegende Angehörige ist die Situation belastend. Wir klären auf und informieren, wo Sie Hilfe bekommen.

Das Wichtigste in Kürze:
  • In der häuslichen Pflege gilt es, eine Depression zu erkennen, mit Geduld darauf zu reagieren und professionelle Hilfe zu suchen.
  • Mit aktivierender Pflege können pflegende Angehörige die betroffene Person zusätzlich zu einer verordneten Therapie unterstützen.
  • Pflege­nde sollten auch ihre eigene Gesundheit im Blick behalten und Unterstützungsangebote für Angehörige nutzen.

Niedergeschlagen und antriebslos

Ältere, Alleinstehende und Pflege­bedürftige haben ein erhöhtes Risiko, eine Depression zu entwickeln. Wer daran erkrankt ist, hat in der Regel Probleme, den Alltag zu bewältigen. Betroffene fühlen sich traurig, nutzlos, können sich schwer konzentrieren und häufig schlecht schlafen. Sie haben kaum Antrieb, keinen Spaß an Aktivitäten oder generell am Leben und manche entwickeln Ängste.

In der häuslichen Pflege gilt es, eine Depression zu erkennen, mit Geduld und Fingerspitzengefühl zu reagieren und professionelle Unterstützung zu suchen.

Übrigens: Depressionen können sich auch körperlich äußern – mit Schmerzen, Verspannungen, Luftnot, Herzrasen oder Verdauungsbeschwerden. Manche Menschen haben wenig Appetit und verlieren an Gewicht.

Was können Sie tun?

Herausfordernd für pflegende Angehörige kann es sein, wenn Betroffene niemanden an sich heranlassen, Hilfe ablehnen, aggressiv werden oder sich stetig beklagen. Bedenken Sie jedoch: Depression ist eine Krankheit. Bewahren Sie Ruhe und bewerten Sie das Verhalten nicht als Undankbarkeit oder böse Absicht.

Ganz wichtig: Eine Depression muss erkannt und behandelt werden. Angehörige können Liebe und Zuwendung geben, aber die Depression nicht heilen. Der erste Weg führt daher zum Arzt, um eine Diagnose zu erhalten. Eine passende Therapie hilft dann, den Teufelskreis aus Passivität und negativen Gefühlen zu durchbrechen. Doch das braucht Zeit. Angehörige können parallel eine wichtige Stütze sein.

So begleiten Sie Menschen mit Depression:

  • Ernst nehmen: Zeigen Sie durch Worte und Gesten, dass Sie Verständnis haben.
  • Mitgefühl zeigen: Seien Sie empathisch, ohne das Gefühl zu vermitteln, mitzuleiden.
  • Gesprächsbereit sein: Seien Sie offen für Gespräche, ohne zu drängen.
  • Zuversicht schenken: Erklären Sie, dass eine Depression heilbar ist.
  • Nähe geben: Berührungen, Umarmungen, Eincremen oder Massagen sind manchmal wohltuender als Worte.

Achten Sie darauf, dass der Betroffene ausreichend trinkt, isst und sich an der frischen Luft bewegt. Gemeinsames Essen stärkt in der Regel den Appetit.

Info: Depression und Demenz können sich ähnlich äußern, manchmal treten sie auch gemeinsam auf, daher ist eine Diagnose so wichtig.

Aktivierende Pflege: So geht’s

Wichtig ist, dem Alltag der depressiven Person eine Struktur zu geben. Helfen Sie, Tages- und Wochenpläne zu erstellen. Planen Sie regelmäßige Spaziergänge, gemeinsame Einkäufe oder anregende Momente wie Singen, Musik hören, Lesen, Stuhlgymnastik oder Spielen ein. Auch bei leichter Hausarbeit kann der Betroffene mitmachen, etwa beim Wäsche aufhängen.

Muntern Sie zu kleinen Aktivitäten und freudigen Momenten auf – ohne zu überfordern – und nehmen Sie nicht alles ab. Denn Erfolge stärken das Selbstwertgefühl. Aber beachten Sie: An Depression Erkrankte brauchen auch viel Ruhe!

Info: Das Prinzip der aktivierenden Pflege kann ebenso helfen, Depressionen im Alter vorzubeugen.

Die eigene Gesundheit im Blick

Einen Angehörigen zu pflegen, kann belastend sein – körperlich wie emotional. Leidet dieser an einer Depression, sind die Herausforderungen umso größer. Daher brauchen auch Pflege­nde Hilfe und Pausen. Achten Sie also auf Ihre Gesundheit!

Das Online-Schulungsangebot der Stiftung Deutsche Depressionshilfe soll dabei unterstützen, die Belastung für pflegende Angehörige zu reduzieren.

Pflege­gradantrag wegen Depression

Mit der Pflege­reform 2016 wurde der Pflege­begriff um psychische und kognitive Erkrankungen erweitert. Bei einer Depression braucht die Person etwa Hilfe beim Aufräumen und der Körperpflege, muss an die Einnahme von Medikamenten oder an Termine erinnert werden. Selbst wenn keine weiteren Erkrankungen vorliegen, kann bei Depression daher ein Pflege­grad (meist Pflege­grad 1) anerkannt werden, damit Betroffene von Leistungen der Pflege­kasse profitieren.

Auch eine Höherstufung ist aufgrund einer Depression bei bereits bestehendem Unterstützungsbedarf möglich.

Tipp: Seien Sie bei der Begutachtung ehrlich und legen Sie am besten Diagnosen, Gutachten und Behandlungs­pläne vor.

Gut zu wissen:

  • Der Facharzt kann psychiatrische Pflege durch einen spezialisierten ambulanten Pflege­dienst verordnen. Beratung und Hilfe zur Vermittlung leistet der Sozialpsychiatrische Dienst der jeweiligen Gesundheitsämter.
Hilfe bei Depression
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