Wie Künstliche Intelligenz die Pflege verändert

von Afilio
29.11.2023 (aktualisiert: 29.11.2023)

Die Anzahl der Pflege­bedürftigen in Deutschland steigt. Gleichzeitig gibt es in der Pflege­arbeit akute Engpässe. Kann der Einsatz von KI-Technologien in Zukunft für Entlastung sorgen? Und bleibt dabei der Mensch auf der Strecke? Wir klären auf über Potenziale, Risiken und den aktuellen Stand der Diskussion.

Das Wichtigste in Kürze:
  • Künstliche Intelligenz soll nicht nur Pflege­kräfte entlasten, sondern auch für mehr Selbstbestimmung und Sicherheit der Pflege­bedürftigen sorgen.
  • KI kann im Pflege­alltag organisatorische Aufgaben, Auswertungen und Monitoring übernehmen.
  • In Zukunft sollen KI-Technologien ermöglichen, dass Kranke und Ältere länger zuhause bleiben und selbstbestimmt ihren Alltag gestalten können.

Die Entwicklung nimmt Fahrt auf. Politik und Forschung setzen verstärkt auf Künstliche Intelligenz, die Unterstützung in der Pflege – insbesondere der Altenpflege – verspricht. Die zunehmende Digitalisierung soll dabei nicht nur Pflege­kräfte entlasten, sondern auch für mehr Selbstbestimmung und Sicherheit der Pflege­bedürftigen sorgen.

Betroffene haben jedoch Ängste. Soll Pflege­personal ersetzt und ältere Menschen nur noch durch Roboter betreut werden? Daher möchten wir mehrere Fragen beleuchten: Was kann Künstliche Intelligenz in der Pflege leisten? Wie profitieren Pflege­bedürftige von neuen Technologien? Und wie sollte eine verantwortungsvolle Entwicklung gestaltet werden?

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Arbeitserleichterung im Pflege­alltag

Was kann Künstliche Intelligenz in der professionellen Pflege leisten? Zunächst einmal: KI-gestützte Robotertechnik und Systeme wie ChatGPT sollen nicht Pflege­bedürftige betreuen, sondern Personal entlasten und assistieren. Sie können im Pflege­alltag organisatorische Aufgaben, Auswertungen und Monitoring übernehmen.

Der Einsatz von KI soll Kapazitäten von Pflege­kräften freimachen, damit diese mehr Zeit für die eigentliche Betreuung und menschliche Zuwendung haben – so das Versprechen. Konkret können mit Künstlicher Intelligenz etwa Tablets, Sprachassistenten, medizinische Geräte oder Roboter ausgestattet werden. Auch Kameras sollen Daten liefern.

Die Ansätze sind dabei vielversprechend. Werfen wir einen Blick in die Zukunft: Sensoren überwachen Vitalfunktionen, etwa nachts, und informieren im Ernstfall das Personal. Datensätze wie der Blut­zuckerspiegel werden automatisch in Tabellen eingetragen. KI-Pillendosen geben Infos über die Medikamenteneinnahme ans Personal weiter. KI assistiert bei Medikamentenplanung, Pflege­berichten oder Routenplanung.

Auch bei der Wahl und Optimierung der richtigen Behandlung kann KI unterstützen. Ernährungspläne oder Bewegungsprogramme werden mit KI-Hilfe erstellt. Allgemein erinnert KI an Dinge, die im hektischen Alltag vergessen wurden. Auch eine Assistenz bei schweren Arbeiten oder dem Umlagern ist denkbar.

Info: Auch die Forschung zur Künstlichen Intelligenz in der Medizin macht große Fortschritte. Das Max-Planck-Institut etwa erklärt im Januar 2023: KI erkennt seltene Form von Demenz und erstellt individuelle Therapien.

Mehr Selbstbestimmung für Pflege­bedürftige

Aber auch in den eigenen vier Wänden sind KI-Technologien auf dem Vormarsch. In Zukunft sollen sie ermöglichen, dass Kranke, Ältere und Demente länger zuhause bleiben und selbstbestimmt ihren Alltag gestalten können. Schauen wir uns einige Beispiele an.

Assistenzsysteme geben Anweisungen beim Ankleiden oder erinnern an die Einnahme von Medikamenten. Programme erklären, wie ein Medikament eingenommen werden soll – und warum. Roboter unterstützen bei Aufgaben im Haushalt. Sie heben Dinge vom Boden auf oder ermöglichen selbstständiges Kratzen oder Trinken. Auch an technischer Unterstützung beim Zähneputzen oder Rasieren wird bereits geforscht.

Intelligente Haustechnik kann Senioren zudem mehr Sicherheit geben. Der Boden erkennt am Gangbild, ob die Person Probleme hat. Fällt sie, wird der Rettungsdienst alarmiert. Sprachgeneratoren helfen bei Verständnisschwierigkeiten und fördern damit soziale Kontakte und die Kommunikation mit Angehörigen.

Auch im Bereich Unterhaltung und psychischer Gesundheit wird geforscht. Haustierroboter beruhigen und regen soziales Verhalten an. Pilotprojekte mit humanoiden Robotern – wie dem Pflege­roboter Pepper – laufen, die unter anderem Emotionen erkennen und darauf reagieren können.

Doch insbesondere bei dieser Art von Robotern sehen Kritiker Risiken, denn sie simulieren menschliches oder tierisches Verhalten und Gefühle. Somit könnten sie als echte Freunde gesehen werden. Was hätte das zur Folge?

Technisierung der Pflege – eine ethische Herausforderung

Bereits 2019 hat der Deutsche Ethikrat die komplexen Fragen thematisiert, die der Einsatz von Robotern in der Pflege aufwirft. Nun gibt es eine aktuelle Stellungnahme zu den Auswirkungen auf das menschliche Miteinander, welche die rasant zunehmenden KI-Innovationen haben könnten.

Der Deutsche Ethikrat fordert etwa: Die Nutzung von KI-Komponenten darf nicht zu einer weiteren Abwertung der sprechenden Medizin – also der Kommunikation zwischen Arzt und Patienten – oder einem Abbau von Personal führen. Es muss strenge Anforderungen an Datenschutz und Privatsphäre geben. Auch die Gefahr der „Verobjektivierung“ wird angesprochen. Pflege­bedürftige dürfen nie das Gefühl haben, nicht mehr als Mensch betrachtet zu werden.

Folgende Fragen werden aktuell diskutiert:

Wie soll Künstliche Intelligenz mit Patientendaten umgehen? Wie verändert Robotik unsere Gesellschaft und das Menschenbild? Gibt es empirische Studien zu Vorteilen und Risiken der Technologien? Wie ist die Akzeptanz bei den Pflege­bedürftigen? Wie können Patienten aktiv aufgeklärt und begleitet werden? Wie wird die Schulung des Pflege­personals integriert? Und wer finanziert die technischen Neuerungen?

Sie möchten mehr über Künstliche Intelligenz erfahren oder sich an der Diskussion beteiligen? Das Projekt „KI für ein gutes Altern“ vermittelt älteren Menschen Kompetenzen rund ums Thema Künstliche Intelligenz und lädt zum Mitmachen ein.

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