Private Krankenversicherung: So funktioniert sie
- Die private Krankenversicherung bietet Versicherten deutlich mehr Auswahl bei den Leistungen als die gesetzliche Krankenkasse, die nur Pflichtleistungen abdeckt.
- Selbstständige, Freiberufler, Beamte und Angestellte, die die Versicherungspflichtgrenze überschreiten, können sich in der privaten Krankenversicherung versichern lassen.
- Nimmt der Versicherte eine Leistung in Anspruch, muss er diese zuerst selbst bezahlen und kann sich die Kosten vom Versicherer erstatten lassen.
- Die PKV berechnet den monatlichen Beitrag, den ein Versicherter zahlt, aufgrund von Gesundheitsfragen. Stellt jemand ein zu großes Risiko dar, weil er z. B. schwere Vorerkrankungen hat, kann ihn die Krankenkasse auch ablehnen.
- Eine Familienversicherung wie bei der gesetzlichen Krankenkasse, in der Kinder kostenfrei versichert werden, gibt es in der PKV nicht. Hier muss jedes Familienmitglied einzeln kostenpflichtig versichert werden.
Private Krankenversicherung: Mehr Leistungen gegenüber der gesetzlichen Krankenkasse
Etwa 8,7 Millionen Menschen waren 2019 Mitglied in der privaten Krankenversicherung (PKV) und profitierten von gehobenen medizinischen Leistungen. Welche das sind, entscheiden Privatpatienten selbst: Während die gesetzliche Krankenversicherung (GKV) für alle Versicherungsnehmer überwiegend die gleichen Leistungen erbringt, entscheidet bei der PKV jeder selbst, wie er versorgt werden möchte. Private Krankenversicherungen bieten dafür verschiedene Tarife an, aus denen die Versicherten wählen können. Die meisten Tarife gehen über die Pflichtleistungen, die die gesetzliche Kasse bietet, hinaus. Hochwertiger Zahnersatz, die Chefarztbehandlung und das Einzelbett im Krankenhaus sind häufig Bestandteile der privaten Versicherung. Einmal im Vertrag vermerkt, stehen die Leistungen dem Versicherungsnehmer ein Leben lang zu. Gesetzliche Kürzungen gibt es nicht. Bei der GKV sieht das anders aus: Per Gesetz werden die gesetzlichen Pflichtleistungen immer wieder angepasst – meist nicht zur Freude der Versicherten, die danach oftmals Anspruch auf weniger Leistungen haben.
Wie funktioniert die PKV?
Die private Krankenkasse bietet ihren Versicherten in der Regel besseren Schutz und die freie Wahl bei Ärzten und Krankenhäusern. Doch wie funktioniert die Mitgliedschaft eigentlich?
Monatlicher Beitrag
Mitglieder der privaten Krankenversicherung wählen bei Vertragsabschluss einen Tarif, der alle Leistungen enthält, die sie benötigen. Nach Abschluss zahlen sie monatlich einen festgelegten Beitrag. Bei Angestellten zieht der Arbeitgeber diesen Betrag vom Bruttogehalt ab und führt ihn an die Krankenkasse ab, genau wie bei der GKV. Allerdings unterscheidet sich die Berechnung des Beitrags: Während bei der GKV das Einkommen des Versicherten als Grundlage für die Berechnung dient, legt die private Krankenversicherung den Beitrag je nach Gesundheitszustand des Versicherten fest. Wie auch bei vielen privaten Zusatzversicherungen, wie der Berufsunfähigkeitsversicherung oder der Krankenhauszusatzversicherung, muss der Versicherte vor Aufnahme einen Gesundheitsfragebogen ausfüllen. Die privaten Versicherer sind nicht dazu verpflichtet, jemanden aufzunehmen. Sie können aufgrund der Angaben im Gesundheitsfragebogen auch von einer Versicherung absehen.
Info: Einige Versicherer zahlen ihren Mitgliedern am Ende des Jahres sogar bis zu drei Monatsbeiträge zurück, wenn diese keine Leistungen in Anspruch genommen haben.
Card für Privatversicherte
Viele Versicherer geben die Card für Versicherte aus, die wie die Versichertenkarte der gesetzlichen Krankenkassen genutzt werden kann. Mitglieder der Versicherung können, müssen die Karte aber nicht verwenden. Sie dient vor allem der Vereinfachung der Abrechnung bei Arztbesuchen. In der Regel muss der Versicherte die Rechnung für den Arztbesuch zuerst selbst begleichen und kann sich dann das Geld von seinem Versicherer erstatten lassen. Eine direkte Abrechnung mit dem Versicherer ist meist nur bei stationären Aufenthalten vorgesehen. In diesem Fall erleichtert die Card für Versicherte den Prozess.
Arztrechnungen
Wer privat versichert ist bekommt bei jedem Arztbesuch eine Rechnung. Diese muss meistens innerhalb von 10 oder 14 Tagen beglichen werden. Der Versicherungsnehmer muss den Betrag aus eigener Tasche zahlen und anschließend die Rechnung bei seiner Versicherung einreichen. Diese erstattet ihm die Kosten. Das Sammeln der Rechnungen ist möglich: Der Versicherte hat nach Ablauf des Jahres, in dem die Rechnung ausgestellt wurde, zwei Jahre Zeit, sich das Geld von seinem Versicherer zurückzuholen.
Selbstbeteiligung
Der monatliche Beitrag kann durch eine Selbstbeteiligung sinken. Entscheidet sich der Versicherungsnehmer dafür, muss er für einen Teil der Behandlungskosten selbst aufkommen. Alles was über diesen Betrag hinausgeht, wird von der Versicherung zurückerstattet. Diese Option muss nicht gewählt werden, kann aber besonders bei Menschen, die kerngesund sind und sehr selten zum Arzt gehen, zu erheblichen Einsparungen führen.
Wer kann sich privat versichern?
Privat versichern darf sich nur, wer versicherungsfrei ist. Arbeitnehmer müssen z. B. ein gewisses jährliches Einkommen erreichen, damit sie eine private Krankenversicherung abschließen dürfen. Der Betrag wird jährlich gesetzlich festgelegt und als Versicherungspflichtgrenze bezeichnet. Beamte, Selbstständige, Freiberufler und Studenten können sich ungeachtet von dieser Grenze privat versichern.
Diese Personen dürfen in der privaten Krankenversicherung Mitglied werden:
• Arbeitnehmer, die mehr als 62.550 Euro verdienen
• Beamte und Personen mit Anspruch auf Beihilfe
• Selbstständige und Freiberufler (ggf. ausgenommen sind Künstler, Publizisten und Landwirte)
• Studenten, die von der Versicherungspflicht befreit oder mindestens 30 Jahre alt sind
• Personen ohne Einkommen oder einem Einkommen unter 450 Euro im Monat (z. B. Hausfrauen, Hausmänner und Kinder)
Tipp: Besonders Menschen mit Beamtenstatus sollten sich mit der Frage auseinandersetzen, ob sie sich privatversichern möchten. Denn oftmals ist die PKV für sie deutliche günstiger als die gesetzliche Krankenversicherung. Alles dazu erfahren Sie in unserem Beitrag Private Krankenversicherung für Beamte: So funktioniert’s.
Versicherungsfrei bedeutet nicht etwa, dass jemand keine Versicherung abschließen muss, sondern dass er diese frei wählen kann. Wer versicherungsfrei ist, kann sich entscheiden, ob er in der gesetzlichen oder in der privaten Krankenversicherung Mitglied werden möchte.
Was kostet die private Krankenversicherung?
Während die Preisberechnung bei der gesetzlichen Krankenkasse einfach und transparent ist, werden die Kosten für die private Krankenversicherung komplizierter berechnet. Wie viel ein Versicherter für die private Krankenversicherung im Monat zahlen muss, hängt von seinem Alter, dem Beruf, den gewünschten Leistungen, der eventuellen Selbstbeteiligung und seinem Gesundheitszustand ab. Es gibt bereits Tarife ab 150 oder 200 Euro monatlich, allerdings gibt es auch deutlich teurere Tarife, die bei über 1.000 Euro im Monat liegen. Die Preisberechnung ist individuell und unterscheidet sich damit von einem Versicherten zum anderen teilweise erheblich. Grund dafür sind Aufschläge der Versicherung.
Alter
Um zu vermeiden, dass Versicherungsnehmer im Alter deutlich höhere Beiträge zahlen als in der Zeit, in der sie jung und gesund waren, werden Altersrückstellungen gebildet. Wer früh in die private Krankenversicherung eintritt, hat lange Zeit, diese Rückstellungen aufzubauen und muss monatlich nur einen geringen Aufschlag von 10 Prozent zahlen. Wer sich erst in gehobenem Alter privatversichert, hat weniger Zeit und muss mit höheren Aufschlägen rechnen.
Gesundheit
Wer gesund ist, geht selten zum Arzt und kostet die Versicherung damit auch wenig Geld. Hat jemand Vorerkrankungen, führt das zu häufigeren Arztbesuchern und die Wahrscheinlichkeit ist größer, dass er irgendwann größere medizinische Behandlungen benötigt. Um dieses Risiko finanziell abzufangen, berechnet die Versicherung ebenfalls einen Zuschlag.
Leistungen
Wer mehr möchte, muss mehr zahlen: Versicherte, die besonders umfangreiche Leistungen abdecken wollen, zahlen deutlich höhere Beiträge als andere.
Selbstbehalt
Je höher der Selbstbehalt, desto geringer die monatlichen Kosten. Das funktioniert auch andersherum: Wer keinen Selbstbehalt möchte, muss mehr Geld für die Monatsbeiträge einkalkulieren.
Zuschüsse
Beamte und Angestellte bekommen Zuschüsse zu ihren Beiträgen: Angestellte bekommen einen Zuschuss von ihrem Arbeitgeber, Beamte Beihilfe von ihrem Dienstherrn. Rentner können einen Zuschuss von der gesetzlichen Rentenkasse beantragen. Selbstständige, Studenten und Freiberufler bekommen keine Zuschüsse und müssen die Kosten für ihre Versicherung komplett selbst tragen.
Beruf
Der Beruf macht einen Unterschied: Beamte bekommen von der Versicherung zumeist ein Angebot für einen speziellen Beihilfeergänzungstarif. Auch Studenten können bei vielen Versicherern besonders günstige Tarife in Anspruch nehmen. In der Regel wird der Preis für den Tarif nach Alter des Studenten gestaffelt, sodass er am Ende des Studiums zumeist etwas mehr zahlen muss als zu Anfang.
Gut zu wissen: Wer die Kosten für seinen Tarif in der PKV nicht mehr tragen kann und nicht zurück in die GKV wechseln kann, muss nicht zwingend Schulden machen. Jeder Versicherer ist seit 2009 verpflichtet, den kostengünstigen PKV Basistarif anzubieten, in den Sie unkompliziert wechseln können. Sie wollen wissen, ob Sie in die GKV zurück kommen? Hier erfahren Sie, wann ein Wechsel von der PKV in die GKV möglich ist.
Aufgrund der unterschiedlichen Berechnungsarten der gesetzlichen und der privaten Krankenversicherung kann es sein, dass Sie in der privaten Krankenversicherung weniger für besseren Versicherungsschutz bezahlen als bei der gesetzlichen Krankenkasse.
Private Kranken-versicherung: Nur für Gutverdiener geeignet?
Neben den Monatsbeiträgen fallen für Versicherte in der privaten Krankenversicherung noch weitere Kosten an, die nicht zu unterschätzen sind. Deshalb wird die private Krankenversicherung vor allem Beamten und in Festanstellung beschäftigten Gutverdienern empfohlen. Denn oftmals können nur sie davon ausgehen, dass sie die Kosten für die private Krankenversicherung dauerhaft aufbringen können. Schließlich gibt es bei der PKV keinen Zeitpunkt, zudem die Versicherung beitragsfrei ist. In der Elternzeit, bei Arbeitslosigkeit oder Krankheit muss der Beitrag weiterbezahlt werden – auch wenn das Einkommen niedriger ist als zuvor.
Der Selbstbehalt ist ebenfalls ein Grund, warum Menschen mit niedrigem Einkommen, wenn möglich, von der privaten Krankenversicherung absehen sollten. Die Selbstbeteiligung senkt zwar den Monatsbeitrag, kann aber zu finanziellen Engpässen führen, wenn sie zu hoch ist. Denn gerade bei größeren Behandlungsmaßnahmen kann ein Selbstbehalt von 1.000 Euro schnell fällig werden.
Bei der Familiengründung kommen auf Privatversicherte noch einmal zusätzliche Kosten zu, denn eine kostenlose Familienversicherung wie in der GKV gibt es in der PKV nicht. Eltern müssen eine eigene kostenpflichtige Versicherung für ihre Kinder abschließen. Pro Kind fällt dann ein Betrag zwischen 80 und 160 Euro an, je nach Kasse und Leistungsumfang.
Vor- und Nachteile der privaten Krankenversicherung
Die private Krankenversicherung bieten ihren Versicherten zahlreiche Vorteile, hat aber auch Nachteile. Hier finden Sie noch einmal alle auf einen Blick:
Vorteile | Nachteile |
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